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1. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 323

1913 - Leipzig : Hahn
323 daraus Ringe, wofür mehr als 100 Taler gelöst werden. Was das arme Volk aufbringen kann, wird eingesendet, mit der größten Opferfreudigkeit gerade von kleinen Leuten. Die Ausrüstung der freiwilligen Jäger allein, und was sonst fiir die Freischaren in den alten Provinzen gesammelt wurde, muß weit über eine Million gekostet haben. Und sie begreift nur einen kleinen Bruchteil der fteiwilligen Gaben und Einsendungen, welche das Volk brachte. Und wie war das kleine Volk verarmt! Nahe aneinander lagen auf der Schmiedebrücke in Breslau die beiden Werbestellen für die fteiwilligen Jäger und das Lützowsche Freikorps. Beide Truppen wurden ganz durch vaterländische Gaben einzelner ausgerüstet. Zwischen den Lützowern und den Jägern war ein Wettstreit, ein freund- licher und mannhafter; aber auch hier brach wieder der Gegensatz in den Richtungen hervor: ob mehr deutsch, ob mehr preußisch, noch waren es nur verschiedene Brechungen desselben Lichtstrahls. Nicht gleich war das Schicksal der beiden Freiwilligenbüros. Aus den 10 000 freiwilligen Jägern, welche den Regimentern zugeteilt wurden, ging die Kraft des preußischen Heeres hervor, sie haben dem preußischen Kriege von 1813 nicht nur die stürmische Tapferkeit, auch den Adel und hohen Sinn gegeben, welcher in der Kriegsgeschichte etwas ganz Neues war. Die Freischar Lützows dagegen erfuhr, daß rauhes Schicksal den Schöpfungen höchster Begeisterung gern feindlich gegenübertritt. Ihre Kriegstaten entsprachen nicht der hochgespannten Erwartung, womit man ihre Rüstung begleitete; sie hat später einen Teil ihrer tüchtigsten Kräfte an andere Heerkörper abgegeben. Aber unter ihren Offizieren war der Dichter, der vor anderen bestimmt war, kommenden Geschlechtern den hinreißenden Zauber jener Tage im Liede zu überliefern, er selbst von vielen rührenden Jünglings- gestalten jenes Kampfes eine der reinsten und herzlichsten im Leben, Lied und Tod: Theodor Körner. Auch in der großen Stadt, wo der Freiwillige sich die Ausrüstung zu besorgen hatte, fand er nicht ein lärmendes Getöse aufgeregter Masten. Kurz und ernsthaft tat jeder seine Pflicht, ebenso er selbst. Wer kein Geld hatte, den unterhielt der fremde Kamerad, der zufällig mtt ihm zu- sammentraf. Die einzige Sorge des Ankommenden war, seine Ausrüstung zu finden. Hatte er zwei Röcke, so ließ er, als Lützower, schnell den einen schwarz färben und zurichten, sein größter Kummer war, ob die Patronentasche auch zur Zeit ferttg würde. Fehlte ihm alles und konnte ihm das Büro nicht sogleich den Bedarf geben, so wagte er nur selten ein Zeitungsinserat, in dem er bat. Sonst war ihm das Geld so wenig von Bedeutung als seinen Kameraden. Er behalf sich dürftig, was lag jetzt daran; für tönende Phrasen und pattiotische Reden hatte er keine Zeit und kein Ohr. Wer ja gespreizt einherging in kriegerischem Putz, wurde verlacht, alles Großtun und Säbelklirren war verächtlich. So war die Stim- mung der Jugend. Es war eine tiefe Begeisterung, eine innige Hingabe ohne das Bedürfnis des lauten Ausdrucks. Gustav Freytag. 21 *

2. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 363

1913 - Leipzig : Hahn
363 Man hatte in früheren Kriegen den jammervollen Zustand kennen gelernt, in welchem sich verwundete und erkrankte Krieger während der Schlacht und nach den Kümpfen befanden. Aus dem Krimkriege z. B. kehrten von 309000 ausgerückten Franzosen 95240 nicht wieder heim. Davon waren nur 20000 in Schlachten gefallen und ihren Wunden erlegen, 75 000 dagegen an Krankheiten gestorben. Um nun solche Mißstände bei neu ausbrechenden Kriegen mög- lichst zu beseitigen, trafen die gebildetsten Völker Europas eine Verein- barung, die sogenannte Genfer Konventton (der erste darauf bezügliche Vertrag wurde am 22. August 1864 zu Genf abgeschlossen). Danach sollte das gesamte Personal und Gerät, das im Kriege zur Pflege und Heilung der Kranken und Verwundeten gebraucht wird, sowie alles, was damit zusammenhängt, als neutral (keinem der kriegführenden Völker zugehörig) angesehen, die Pfleger also nicht zu Kriegsgefangenen gemacht und ihr Material nicht als Beute betrachtet werden. Als gemeinschaft- liches Zeichen für alle, welche diesen Schutz genießen, wurde das rote Kreuz auf weißem Grunde gewählt. Es hat viel Segen gesttftet bei Freund und Feind. Unter seinem Schutze haben die Ärzte und Geist- lichen, die barmherzigen Schwestern und die Diakonissinnen sich ihrer Pflegebefohlenen treulich annehmen können, sie weder im Getümmel des Kampfes, noch in ihren von Seuchen und ansteckenden Krankheiten heim- gesuchten Lagerstätten, noch in der Gefangenschaft verlassen. Überallhin bemühten sie sich, ihnen für die Schmerzen des Leibes und der Seele Linderung zu bringen, und gar manche hauchten ihr Leben aus im Dienste für die Brüder. Aber auch die Soldaten selbst halfen oft in der menschenfteundlichstev Weise ihren verwundeten Kameraden. Der badische Feldgeistliche vr. Bauer schreibt: „Ein Einundzwanziger wurde bei den Kämpfen um Dijon gegen Ende Januar 1871 von einem französischen Soldaten durch einen Schuß verwundet, während er ihn durch einen Bajonettstich verletzte. Als der Preuße sah, daß der Franzose schwerer als er verwundet sei, wälzte er sich zu ihm hin, packte seinen Tornister aus, verband erst ihn und dann sich selbst und deckte einen Teppich und seinen Mantel über sie beide, und so lagen sie vierundzwanzig Stunden auf dem Schlachtfelde. Dann kamen sie in verschiedene Lazarette, und nun schickte der Franzose voll Unruhe überall bei uns herum, um zu fragen, was der Preuße mache, und ihm zu danken. Leider konnte ich den barmherzigen Samariter nicht finden." Folgende Erzählung zeugt von der guten Manneszucht im Heere und von dem menschenfteundlichen Verhalten vieler Offiziere den Soldaten gegenüber. Ein sächsischer Ulanenunteroffizier hatte einen Schuß in die Brust erhalten. Die Hilfe, welche ihm zwei seiner Kameraden gewähren wollten, lehnte er ab, indem er sie bedeutete, sich lieber selbst zu retten, um nicht mit ihm in Gefangenschaft zu geraten. Sie brachten ihn aber dennoch auf ein Pferd und ritten mü ihm zurück. Unterwegs begegnete den drei

3. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 366

1913 - Leipzig : Hahn
366 Den Gesunden drohte bei den großen Strapazen, welche sie durch- zumachen hatten, in hohem Grade die Gefahr, krank zu werden. Gab eá doch z. B. vor Metz Soldaten, welche 42 Tage dasselbe Hemd auf dem Leibe getragen hatten und dabei in rauher, naßkalter Nacht fußtief im Lehmboden auf Wachtposten stehen mußten. An Typhus allein starben in diesem Kriege 6965 Mann. Auch zur Linderung dieser Not zeigten sich hilfreiche Hände. Ganze Wagen- ladungen mit Strümpfen, Hemden, Binden u. a. wurden abgesandt, damit sie unter die Soldaten verteilt würden. Fabrikant A. Riebeck in Halle rüstete drei Wagen auf eigene Kosten mit Waren aus, darunter allein 5000 Stück wollene Sachen, um die frierenden, durchnäßten Truppen vor Metz „inwendig und auswendig zu wärmen". Er hatte sich die Anschaffung all dieser Dinge 30000 Mark kosten lasien. Als er nun vor Metz mit seinen Gaben anlangte, erntete er für diese von den Soldaten vielen Dank ein; aber wie wurde er betrübt, als er alle Wagen leer sah und noch viele ihre Bitten in rührendster, herzzerreißender Weise laut werden ließen, ohne daß er sie befriedigen konnte! Diese Gabe war aber nur eine von vielen, welche dieser eine Mann während des Krieges austeilte. Aber auch weniger bemittelte Leute haben ihre Kräfte angestrengt, um sich an der allgemeinen Liebestätigkeit beteiligen zu können. Thr. ®. Hottinger. 156. Der lote Soldat. Auf ferner, fremder Aue, da liegt ein toter Soldat, ein ungezählter, vergeßner, wie brav er gekämpft auch hat. <Ls reiten viel' Generäle mit Areuzen an ihm vorbei; denkt keiner, daß, der da lieget, auch wert eines Areuzleins sei. Gs ist um manchen Gefallnen viel Frag' und Jammers dort; doch für den armen Soldaten gibt's weder Träne noch wort. Doch ferne, wo er zu Hause, da fitzt beim Abendrot ein Vater voll banger Ahnung und sagt: „Gewiß, er ist tot!" Da fitzt eine weinende Mutter und schluchzet laut: „Gott helf'! <Lr hat sich angemeldet: die Uhr blieb stehn um elf." Da starrt ein blasses Mädchen hinaus ins Dämmerlicht: „Und ist er dahin und gestorben, meinem Herzen stirbt er nicht!" Drei Augenpaare schicken, so heiß es ein Herz nur kann, für den armen, toten Soldaten ihre Tränen zum Himmel hinan. Und der Himmel nimmt die Tränen in einem Wölkchen auf und trägt es zur fernen Aue hinüber in raschem kauf Und gießt aus der Wolke die Tränen aufs Haupt des Toten als Tau, daß er unbeweint nicht liege auf ferner, fremder Au'. I. G. Seidl. 157. Don der deutschen Kriegsflotte. Als im Jahre 1848 die Dänen mit wenigen Segelschiffen die gesamten deutschen Küsten blockierten und unseren Handel lähmten, ertönte

4. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 362

1913 - Leipzig : Hahn
362 zugetragen, ihre Portionen mit ihr geteilt und ihre Kinder gewartet hatten. Mit Tränen in den Augen erzählt sie das rasch ihrem Manne. Der aber hat nichts Eiligeres zu tun, als nun dem Pommer um den Hals zu fallen und ihm mit Weinen und Schluchzen seinen Dank abzustatten, den er ihm in Worten ja doch nicht aussprechen konnte. Dieser Auftritt veranlaßt natürlich ein Stocken des Zuges, da auch die übrigen Gefangenen, die des Weibes Rede gehört hatten, stehen blieben und ihr lautes „Lravs eamaraätz!" (Braver Kamerad!) riefen. Der Offizier sprengt heran, nachzusehen, und da er französisch versteht, erklärt ihm die Mutter in fliegenden Worten das Wunder, durch das sein Füsilier auf einmal Kindermagd geworden ist. „Das hast du brav gemacht, mein Junge!" ruft er dann dem ordent- lich verklärt dreinschauenden Soldaten zu, klopft ihm auf die Schulter und reicht ihm vom Pferde herab die Hand. Dann sprengt er wieder davon, ohne sich weiter um die Ordnung des Zuges zu kümmern. Vielleicht wollte er die Tränen nicht sehen lassen, die auch ihm das Auge feucht machten, deren er sich aber gewiß nicht hätte zu schämen brauchen. O. W. v. Horn. 155. Liebeswerke im Kriege. Als im Jahre 1870 Hunderttausende durch Deutschland zur Wacht an die Grenze zogen, regten sich zahllose Hände, um ihnen nach beschwer- lichen Fahrten an den Haltestationen Erquickungen aller Art darzubieten. Männer und Frauen, selbst solche aus den angesehensten Ständen, machten sich eine Ehre daraus, sie mit den von überallher beigebrachten Gaben, mtt Bier, Wein, Kaffee, Eßwaren, Zigarren und anderem zu bedienen. — Von einem ganz kleinen Jungen in Berlin wird erzählt, er sei, als ein Militärzug anlangte, an einen Landwehrmann herangetteten und habe ihm ein Dreipfennigstück entgegengehalten. Der Soldat wollte es nicht nehmen und sagte zu dem Kleinen, er solle es nur behalten, er brauche es nicht. Der Junge machte aber ein so trübseliges Gesicht und bat so flehentlich, daß der Landwehrmann nicht umhin konnte, ihm zu willfahren. Er tat's mit den Worten: „Na denn, danke schön, aber für den Dreier bringe ich dir einen Napoleon, wenn ich zurückkomme." — Die Soldaten nahmen von solch fteundlicher Bewirtung den Eindruck mtt, daß die Herzen der Daheimbleibenden warm für sie schlügen. Viele, viele rückten mit bangem Herzen aus, weil sie alte Eltern oder Frau und Kinder zurückließen, deren Stütze und Ernährer sie bisher gewesen waren. Wie fteuten sie sich aber, wenn sie erfuhren, daß Freunde und Bekannte oder auch ganz Unbekannte sich der Ihrigen annahmen. Nur ein Beispiel für solche Hilfeleistung. In Leipzig machten sich fünfzig Bäcker verbindlich, für Angehörige von Kriegern ein Vierteljahr lang wöchentlich 600 Pfund Brot unentgeltlich zu liefern. Ähnliches geschah vielfach auch an anderen Orten. Die Hauptfürsorge mußte natürlich den Verwundeten und Kranken zugewendet werden.

5. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 355

1913 - Leipzig : Hahn
355 wir müssen dauernd bestrebt sein, jeder Verbindung anderer Mächte ge- wachsen zu sein, wegen unserer geographischen Lage müssen wir noch größere Anstrengungen machen als andere Mächte zu gleichem Zwecke, wir liegen mitten in Luropa. wir haben mindestens drei Angriffsfronten. Frankreich hat nur seine östliche Grenze, Rußland nur seine westliche Grenze, auf der es angegriffen werden kaum Gott hat uns in eine Lage gesetzt, in welcher wir durch unsre Nachbarn daran verhindert werden, irgendwie in Trägheit oder Versumpfung zu geraten. Gr hat uns die kriegerischste und unruhigste Nation, die Franzosen, an die Seite gesetzt, und er hat in Rußland kriegerische Neigungen groß werden lassen, die in früheren Jahrhunderten nicht in dem Maße vorhanden waren. So bekommen wir gewissermaßen von beiden Seiten die Sporen und werden zu einer An- strengung gezwungen, die wir sonst vielleicht nicht machen wurden, wir hatten früher eine Menge Geländer, an die wir uns halten konnten, und eine Menge Deiche, die uns vor den wilden europäischen Fluten schützten, wir hatten An- lehnung an Rußland und Österreich, und vor allen Dingen, wir hatten die Garantie der eigenen Schüchternheit, daß wir niemals eine Meinung äußerten, bevor die anderen gesprochen hatten. (Heiterkeit.) Das alles ist uns abhanden gekommen (Sehr gut I rechts); wir müssen uns selber helfen. wenn wir die Isolierung, die gerade in unserer angreifbaren Lage für Deutschland besonders gefährlich ist, verhüten wollen, so müssen wir einen ficheren Freund haben, wie sehr unser Vertrag mit Österreich der Ausdruck des beiderseitigen Interesses ist, das hat sich schon (t8«e) in Nikolsburg und hat sich \870 gezeigt. Durch die Annahme dieses neuen Gesetzes gewinnt das Bündnis, in dem wir stehen, außerordentlich an Kraft. Diese gewaltige Verstärkung wird, wie ich hoffe, auch beruhigend auf unsere eigenen Landsleute wirken. wenn Sie sich nun wirklich den Fall denken, an den ich nicht glaube, daß wir von zwei Seiten gleichzeitig überfallen werden, wenn dar eintritt, so können wir an jeder unserer Grenzen eine Million guter Soldaten in Defensive haben, wir können dabei Reserven von einer halben Million und höher, auch von einer ganzen Million im Hintergründe behalten und nach Bedürfnis vorschieben. Man hat mir gesagt: Das wird nur die Folge haben, daß die andern auch noch höher steigen. Das können sie nicht. Die Ziffer haben sie längst erreicht. In der Ziffer sind sie ebensohoch wie wir, aber in der Dualität können sie es «ns nicht nachmachen. Die Tapferkeit ist ja bei allen zivilisierten Nationen gleich; der Russe, der Franzose schlagen sich so tapfer wie der Deutsche; aber unsere Leute, unsere 700 ooo Mann find kriegsgediente Soldaten, die noch nichts verlernt haben. Und was uns kein Volk in der Welt nachmachen kann: wir haben das Material an Offizieren und Unteroffizieren, um diese ungeheure Armee zu kommandieren. Das ist, was man uns nicht nachmachen kann. Dazu gehört das ganz eigentümliche Maß der Verbreitung der Volksbildung in Deutschland, wie es in keinem andern Lande wieder vorkommt. Das Maß von Bildung, das erforderlich ist, um einen Offizier und Unteroffizier zum Kommando zu befähigen nach den Ansprüchen, die der Soldat an ihn macht, existiert bei uns in sehr viel breiteren Schichten als in irgendeinem anderen Lande. 23*

6. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 359

1913 - Leipzig : Hahn
359 Sie grasen wie das Vieh nur die Speise des Tages, und was ihnen Wollust bringt, dünkt ihnen das einzig Gewisse. Darum, o Mensch, hast du ein Vaterland, ein heiliges Land, ein geliebtes Land, eine Erde, wonach deine Sehnsucht ewig dichtet und trachtet, wo dir Gottes Sonne zuerst schien, wo dir die Sterne des Himmels zuerst leuchteten, wo seine Blitze dir zuerst seine Allmacht offenbarten und seine Sturmwinde dir mit heiligen Schrecken durch die Seele brausten: da ist deine Liebe, da ist dein Vaterland. Wo das erste Menschenauge sich hebend über deine Wiege neigte, wo deine Mutter dich zuerst mit Freuden auf dem Schoße trug und dein Vater dir die Lehren der Weisheit und des Christen- tums ins Herz grub: da ist deine Liebe, da ist dein Vaterland. Und seien es kahle Felsen und öde Inseln und wohnte Armut und Mühe dort mit dir, du mußt das Land ewig heb haben; denn du bist ein Mensch und sollst es nicht vergessen, sondern behalten in deinem Herzen. Auch ist die Freiheit kein leerer Traum und kein wüster Wahn, sondern in ihr lebt dein Mut und dein Stolz und die Gewißheit, daß du vom Himmel stammest. Da ist Freiheit, wo du leben darfst, wie es dem tapferen Herzen gefällt, wo du in den Sitten und Weisen und Gesetzen deiner Väter leben darfst, wo dich beglückt, was schon deinen Ureltervater beglückte, wo keine fremden Henker über dich gebieten und keine fremden Treiber dich treiben, wie man das Vieh mit dem Stecken treibt. Dieses Vaterland und diese Freiheit sind das Allerheiligste auf Erden, ein Schatz, der eine unendliche Liebe und Treue in sich verschließt, das edelste Gut, das ein guter Mensch auf Erden besitzt und zu besitzen begehrt. E. M Arndt> 153. Muskelierlied. Steh' ich im Feld, mein ist die Welt! Bin ich nicht Offizier, bin ich doch Musketier! Steh' in dem Glied wie er, weiß nicht, wie's besser wär'! Juchhe ins Feld! Mein ist die Welt! Steh' ich im Feld, mein ist die Welt! Hab' ich kein eigen Haus, jagt mich doch niemand naus; fehlt mir die Lagerstätt', Boden, du bist mein Bett. Juchhe ins Feld! Mein ist die Welt! Steh' ich im Feld, mein ist die Welt! Hab' ich kein Geld im Sack, morgen ist Löhnungstag; bis dahin jeder borgt, niemand fürs Zahlen sorgt. Juchhe ins Feld! Mein ist die Welt! Steh' ich im Feld, mein ist die Welt! Hab' ich kein Geld im Sack, hab' ich doch Rauchtabak, fehlt mir der Tabak auch, Nußlaub gibt guten Rauch. Juchhe ius Feld! Mein ist die Welt!

7. Teil 1 - S. 274

1915 - Berlin : Heymann
E. ^aumann aus Frankreich erhielt. „Gestern habe ich in der Kirche eine weihevolle stunde erlebt. Um 6 Uhr war freiwilliger Kirchgang; wohl nicht 20 Mann vom Bataillon fehlten. Die Kirche war überfüllt. Dem Ernst der Lage gemäß faßen die Soldaten mit umgeschnallten: Zeitengewehr und das Gewehr im Arm in den Lhorstühlen. Ls wurden dreilhoräle gesungen: „Ach bleib mit deiner Gnade", „ Lobe den Herren", „Nun danket alle Gott". Dazu spielte ein Bizefeldwebel die Orgel. Ein feierlicher Ernst lag auf allen Gesichtern, und wohl keiner hat in seinem Leben mit solcher Andacht und Inbrunst ge- sungen wie hier. Bei dem letzten Liede erhoben sich auf einen wink des Majors alle Mannschaften. Dann sprach der Major den Segen, und wir verließen tief erschüttert das Gotteshaus. Biele blieben noch im stillen Gebet in den Lhorstühlen. Alle, die ich dann sprach, hatte die Stunde in ihrem Innern aufgerüttelt, und keiner wird sie je vergessen." 7. Arbeiten und lernen sollen unsere Schüler und Schülerinnen auch auf dem Gebiete freiwilliger Kriegshilfe: arbeiten, wo fleißige Hände gebraucht werden, helfen lernen und — entbehren lernen, um helfen zu können. Sie wollen es und tun es gern, und der Krieg gibt ihnen reichlich Gelegenheit dazu. Je kleiner der Ort, desto leichter findet jeder die rechte Stelle, wo er seine Kräfte in den Dienst freiwilliger Liebestätigkeit stellen kann, sei es bei der Arbeit auf dem Felde, im Wirtschaftshof, in der Werkstatt, bei der Kinder- und Krankenpflege, durch Nähen und Stricken, durch Übernahme von Botengängen usw. Nirgends fehlt es an Gelegenheit. — In großen Orten, in denen die Menschen einander oft in dem Maße fremder werden, je näher sie sich räumlich rücken, ist die direkte Betätigung in der Kriegshilfe schwieriger. Hier hilft nur die Organisation. Unsere Schüler und Schülerinnen bedürfen der Beratung, wo und wie auch sie ihren „Kriegs- dienst" erfüllen können, und die geeignete Stelle hierfür ist die Fortbildungs- schule. Ja, es darf jetzt als eine ihrer pflichten angesehen werden, dafür zu sorgen, daß jeder Schüler sich in irgendeiner Art an den Arbeiten der Kriegshilfe beteilige. Die Schule kann sehr wohl eine eigne Organisation für diesen Zweck schaffen und, un: Zersplitterung zu vermeiden, sich den großen Organisationen des Ortes anschließen. Dann findet jeder Schüler nach dem Maße seiner Kräfte eine Gelegenheit zur Betätigung opferwilliger Nächsten- und Vaterlandsliebe. Zn dem biblischen Gleichnis vom Scherflein der Witwe wird die organisierte Kriegshilfe der Fortbildungsschule manches rührende Beispiel liefern. Dann wird die freiwillige Kriegshilfe ein Stück praktischer staatsbürgerlicher Erziehung. 8 63 63

8. Teil 1 - S. 277

1915 - Berlin : Heymann
Xi. über die unterrichtliche Verwertung der Stoffe. 277 schuldig? was fordert es von dir? wofür bist du mitverantwortlich? wie erfüllst du deine vaterländischen pflichten? wie bereitest du dich auf die Erfüllung künftiger Pflichten vor? — Diese und ähnliche Fragen müssen den Kern aller Belehrungen bilden. 4. Einzelne Abhandlungen lassen sich im Unterricht iu demselben Zu- sammenhange behandeln, wie das Buch ihn bietet, z. B. „Unser Peer", „Unsere Marine". Für die meisten übrigen empfiehlt sich aber eine andere Art der Betrachtung, weil die Fragen zum Teil recht schwierig sind und dem Gedankenkreise der Schüler fernliegen. Bei dem Thema „Krieg und Volksernährung" kann z. B. folgender Gang eingeschlagen werden. Den Ausgangspunkt bilden die im Schluß der Abhandlung enthaltenen Mahnungen über sparsame Verwendung der Vorräte an Nahrungsmitteln und Futterstoffen, wie sie auch aus Zeitungen und den Aufrufen des Natio- nalen Frauendienstes an die Bevölkerung gerichtet werden. Ganz be- sonders geeignet ist das vom Pandelsministerium unterm 29. November allen Behörden und Schulen übersandte Merkblatt. Es lautet: Deutschland steht gegen eine Welt von Feinden, die es vernichten wollen. Es wird ihnen nicht gelingen, unsere herrlichen Truppen niederzuringen, aber sie wollen uns wie eine belagerte Festung aushungern. Auch das wird ihnen nicht glücken, denn wir haben genug Brotkorn im Lande, um unsere Be- völkerung bis zur nächsten Ernte zu ernähren. Nur darf nicht ver- geudet und die Brotfrucht nicht an das Vieh verfüttert werden. paltet darum Haus mit dem Brot, damit die poffnungen unserer Feinde zuschanden werden. Seid ehrerbietig gegen das tägliche Brot, dann werdet Ihr es immer haben, mag der Krieg noch so lange dauern. Erzieht dazu auch Eure Kinder. Verachtet kein Stück Brot, weil es nicht mehr friscb ist. Schneidet kein Stück Brot mehr ab, als Ihr essen wollt. Denkt immer an unsere Soldaten im Felde, die oft auf vorgeschobenen Posten glücklich wären, wenn sie das Brot hätten, das Ihr verschwendet. Eßt Kriegsbrot; es ist durch den Buchstaben K kenntlich. Es sättigt und nährt ebensogut wie anderes, wenn alle es essen, brauchen wir nicht in Sorge zu sein, ob wir immer Brot haben werden. wer die Kartoffel erst schält und dann kocht, vergeudet viel. Kocht darum die Kartoffeln in der Schale, Ihr spart dadurch. Abfälle von Kartoffeln, Fleisch, Gemüse, die Ihr nicht verwerten könnt, werft nicht fort, sondern sammelt sie als Futter für das Vieh, sie werden gern von den Landwirten geholt werden. Der Besprechung dieser Aufforderung folgt die ausführliche Begründung unter Benutzung der Stoffe, Zahlen und Gedankenzusammenhänge, wie

9. Teil 1 - S. III

1915 - Berlin : Heymann
Vorwort. Tjjer dem gewaltigen Ringen der Völker, das in den Augusttagen des Jahres begonnen hat, auch nur oberflächlich gefolgt ist, hat wahrnehmen müssen, daß in diesem Ariege nicht nur mili- tärische Aräfte gegeneinander eingesetzt werden. Vicht Heere und Flotten allein kämpfen, die ganzen Völker messen sich mit allen ihren militärischen, ihren wirtschaftlichen und vor allen: auch ihren mora- lischen Aräften. Der erfolgreichste und volkstümlichste unserer Heer- führer selbst hat es ausgesprochen, daß letzten Endes nicht Zahl und Bewaffnung, sondern die moralischen Eigenschaften der Truppen den Sieg verbürgen. Das deutsche Volk weiß, um was es sich in diesem Weltkriege handelt, die Deutschen jedes Alters, jedes Standes und Berufes tun ihre Pflicht daheim wie draußen im Felde und zur See mit derselben unbedingten Eingabe an das Vaterland, mit demselben unerschütter- lichen Entschluß, durchzuhalten bis zum guten Ende, und mit der- selben Standhaftigkeit im Ertragen der unermeßlichen Gpfer, die der Arieg fordert. Wird die Zugend, die einst das Erbe der heutigen Aämpfer zu übernehmen hat, imstande sein, es klug und gewissenhaft zu wahren, wird sie bereit sein, es, wenn es sein muß, ebenso mutig und opfer- willig gegen äußere Feinde zu verteidigen, wird die Zukunft Deutsch- lands in würdigen und starken fänden liegen? Diese Fragen mahnen heute jeden, dem die Erziehung junger Deutscher obliegt, diese Fragen gelten vor allem auch der Schule. Den gewerblichen und kauf- männischen Fortbildungsschulen ist die Aufgabe gestellt, mitzuarbeiten an der Erziehung der Zugend „zu tüchtigen Staatsbürgern und Menschen". Die Fortbildungsschulen und die Fachschulen, durch die der größte Teil der im gewerblichen §eben tätigen Zugend hindurch- geht, haben daher eifrig und gewissenhaft dafür zu wirken, daß die Zugeud mit Verständnis teilnimmt an den großen Ereignissen dieser

10. Teil 1 - S. 141

1915 - Berlin : Heymann
V. Krieg, Gewerbe und Handel und Leitung der Wirtschaftskräfte hinter der Front ist für den Enderfolg von ebenso entscheidender Bedeutung wie die der zum Kampf mit der Waffe ausrückenden Truppen. d. Die wirtschaftliche Zusammengehörigkeit aller Erwerbs stände. Allen deutschen Volksgenossen ist es längst zur furchtbaren Gewißheit geworden, daß Deutschland in dem Kriege von einen Kampf zu kämpfen hat, dessen Ergebnis über Sein und Nichtsein der deutschen Nation und des deutschen Geistes in der Welt entscheidet. Immer klarer ist aber auch die Absicht unserer Feinde geworden, uns durch die Zertrümmerung unserer Wirtschaft und durch der: vollständigen Abschluß vom Welthandel niederzuzwingen, uns wirtschaftlich auszuhungern. Gerade hier drohen uns sicher viel größere Gefahren als jedem unserer Gegner. Keine andere Einsicht vermag darum dringlicher als der Ernst unsrer kriegswirtschaftlichen Lage dem einzelnen zu predigen, daß, wie in mili- tärischem, genau so auch in wirtschaftlichem Sinne Opferfreudigkeil und Hingabe an die große Forderung der Zeit eines jeden Deutschen höchste Pflicht ist. wie bei den Kriegern in: Felde die Vorbedingung des Erfolges das verständnisvolle Zusammenwirken der Kräfte und bestmöglicher Aus- nutzung der technischen Hilfsmittel und der Naturbedingungen ist, so ist es auch bei den friedlichen Streitern daheim, die in einem nicht minder wichtigen Kampfe stehen. Zeder von uns muß sich in seinem Kreise als Staatsbürger der Solidarität der volkswirtschaftlichen Interessen von Grund seines Herzens bewußt sein. Soll sie aber erreicht werden, so bedarf es hier wie dort der Unterordnung eigner wünsche unter den Gemeinsamkeilsgedanken, der Befreiung von aller kleinlichen Mißgunst, wie sie die Verschiedenheit des Glaubens, der Partei und der Bildung in vielen unsrer Volksgenossen großgezogen hat, und der freiwilligen, auf verständiger Einsicht beruhenden Unterordnung unter anerkannte Führerschaft. Kaum je ist in überwältigenderer weise das Gefühl der wirtschaftlichen Zusammengehörigkeit aller Erwerbsstände Deutschlands zuin Ausdruck ge- kommen als auf der am 28. September in Berlin abgehaltenen Versammlung, in der aus allen Teilen des Reiches die berufenen Vertreter des Handels, der Landwirtschaft, der Industrie, des Handwerks und Gewerbes ihren ein- mütigen Zusammenschluß und ihren kraftvollen willen bekundeten, den dem Vaterland aufgedrängten Existenzkrieg auch auf wirtschaftlichem Gebiete mit allen Kräften durchzuführen und in stetiger Entschlossenheit durchzuhalten bis zu einem Ergebnis, das den ungeheuren Opfern des Krieges entspricht und seine Wiederkehr ausschließt. Alle Kämpfe auf dem heißumstrittenen Boden der deutschen wirtschafts- und Sozialpolitik ruhen, weil nur Einmütigkeit und Opferwilligkeit aller Volksgenossen auf wirtschaftlichem Gebiete den militärischen Erfolg der deutschen Waffett krönen können.
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